Erster Eintrag. schemenhaft.
Später informiere ich mich über die Akteur-Netzwerk-Theorie von Latour; das Ganze klingt nicht so simpel. Wenn ich diese Theorie knapp für mich selbst runterbrechen müsste, würde ich sie so beschreiben:
Die Theorie, die eher eine Methode ist, appelliert an Soziologen, Anthropologen und Historiker, indem sie Kritik an Begriffen wie "Gesellschaft" und "Kollektiv" übt. Sie warnt davor, nur Menschen als aktive Akteure im sozialen Netzwerk der "Gesellschaft" zu sehen.
Die ANT besagt, dass Dinge, sowie Zeichen und Personen Akteure sein können.
Der Mensch ist also nicht der alleinig Handelnde, von dem ein nichtmenschlicher Gegenstand gebraucht wird, sondern beide Komponenten(Mensch und Ding), sind Akteure, die in der Symbiose ein Akteurskollektiv bilden. Beide Akteure haben ursprünglich verschiedene Ziele, die sich jedoch überlagern und zu einem neuen, gemeinsamen Ziel transformieren. Der neu entstandene Hybrid kann nach Latour auch als verschachtelte Blackbox bezeichnet werden, dessen Elemente aus langen Handlungsketten hervorgehen. Wir werden auf die einzelne Akteure im Hybrid erst im Moment der Krise aufmerksam.
Als Beispiel kann man hier den Tageslichtprojektor nennen, den wir als Ganzes empfinden, dessen einzelne Teile jedoch aus unzählbaren Handlungsketten hervorgegangen sind. Doch erst, wenn er nicht mehr funktioniert, wird man sich bewusst, dass er ein Hybrid unterschiedlichster kleiner Akteure ist.
Die Theorie impliziert, dass verschiedene Gesellschaften nicht von der Technik getrennt betrachtet werden können, sondern, dass gesellschaftliche Fortschritte und Veränderungen eng mit den technischen verbunden sind und eine Wechselbeziehung unterhalten. Also soll die Grenze zwischen Natur und Gesellschaft aufgehoben werden, was zur Folge hat, dass im gesamten Netzwerk/ Interaktionsraum wechselseitige Beziehungen zwischen Natur, Technik, menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren herrschen.
Ob ich das korrekt verstanden habe? Wahrscheinlich ist mein Verständnis jetzt nur eine wage Ahnung von der eigentlichen Bedeutung der Theorie. Jedoch hat mich der rohe Gedanke daran, dass nichtmenschliche Dinge als Akteure betrachtet werden, mitgerissen.
Meine Welt, ist meine eigene, individuell geschaffene Welt. In meiner Welt bin ich die einzig Handelnde. Ich entwerfe mein Leben, bestimme meinen Alltag, suche mir Freunde, Wohnung und Jobs. Kein Gegenstand hat das Recht, oder die Macht, in meinem Leben zum Akteur zu werden, und mich, die aktiv handelnde Person zu beeinflussen. Das denke ich (noch). Was und wie ist aber überhaupt meine Welt? Meine Welt ist doch eine sehr subjektive Welt. Ich nehme nur Dinge wahr, die als selektierte Unterschiede von unendlich vielen Unterschieden in mein System (Ich und Umwelt) aufgenommen wurden (Gregory Batesons Theorie kommt mir in den Sinn). In meiner subjektiven Welt bin ich ich, doch meine Umwelt gehört zu mir- wir bilden ein System. Daraus folgt erstens, dass die Grenze zwischen mir und meiner Umwelt fließend und nicht definierbar ist, und zweitens, dass die Umwelt (und somit auch nichtmenschliche Dinge) mich und meine subjektive Welt sehr wohl beeinflusst. Und vielleicht bin ich so sehr damit beschäftigt, die für mich relevanten Unterschiede aus den Unterschieden um mich herum rauszufiltern, dass ich darüber vergesse, wie sehr ich beeinflusst werde von äußeren Umständen und dabei gelähmt zuschaue? Bestimme ich also ganz autonom mein Leben? Bin ich der einzige Verantwortliche über meine individuelle Zukunft? Oder bin ich ein passiver Voyeur meines voranschreitenden Lebens? Ich werde darüber nachdenken.