"Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" - Ein Interview mit Julius Schmitt
Ich mache einen Schritt vor, will, dass der Abstand zwischen mir und dem Weltgeschehen augenblicklich verschwindet, zücke die Lupe, und beschäftige mich mit einem einzelnen Individuum. Wie ist es, heutzutage als junger europäischer Mensch zum Forschungsreisenden in eigener Sache zu werden, und in ein sich besonders kulturell zu Deutschland sehr differenten Land zu reisen? Viele von uns sind fast sogar süchtig nach Reisen. Für unsere späteren Arbeitgeber ist es teilweise schon eine Voraussetzung, dass Bewerber berufliche und interkulturelle Erfahrungen außerhalb Deutschlands sammeln. Es ist gern gesehen, dass man sich mit fremden Kulturen auseinandersetzt, Fremdsprachen erlernt und neugierig mit offenen Augen durch die Welt geht. Wir leben in einem Land, in dem es sich viele Menschen leisten können, dort hin zu reisen, wohin sie der Wind verschlägt. So fragte ich mich, wie es ist, wenn man als junger Mensch heutzutage in Afrika unterwegs ist. Ob man sich an kulturellen Unterschieden reibt, auf Ablehnung oder Anerkennung stößt, oder schon so zum gewöhnlichen Alltag gehört, in dem afrikanische Einheimische ständig auf europäische Reisenden treffen. Wie ist es, sich jetzt auf die Reise in ein Land zu begeben, in dem man auf unbekannte Kultur und nie gesehene Bräuche stößt? Wird man in dortigen Kreisen akzeptiert, oder ist man immer noch der "seltsame Weiße", der sich voyeuristisch in fremde Gebiete wagt? Ich führte ein Interview mit meinem Freund und ehemaligen Klassenkamerad, Julius Schmitt, der seit 2009 zweimal in zwei verschiedenen afrikanischen Ländern unterwegs war. Ich habe versucht zu erfahren, wie er sich auf seiner Reise ins ferne Afrika gefühlt hat, und wie es so um den gegenseitigen Respekt auf seinen Reisen bestellt war. Respekt zwischen jungen, weißen Europäern und jungen oder älteren farbigen Afrikanern. Ich werde nun mit Freude einige interessante Ausschnitte aus dem Interview veröffentlichen, in dem er mir von seltsamen religiösen Veranstaltungen und entspannten Situationen erzählt, in denen er als Weißer zusammen mit farbigen Einheimischen Witze über Schwarze und Weiße riss.
- Ich war 2009/2010 ein Jahr lang in Südafrika, in Kapstadt in einem Township und habe da meinen Zivildienst gemacht. Genauer gesagt einen Dienst im Ausland, da habe ich in einem Kindergarten gearbeitet mit dem Namen “Crossroads” und in Kenia war ich 2010/2011 für vier Monate und habe dort ein Praktikum gemacht bei “Cinematics Soloutions”, einer Produktionsfirma in Nairobi.
Julius, Erinnerst du dich noch an deine erste Begegnung mit den Einheimischen? Vielleicht sogar an eine konkrete Situation?
- Man hat ja davor aus Deutschland solche Sachen gehört wie “Südafrika ist super gefährlich. So und so viele werden jährlich vergewaltigt, so und so viele Verbrechen passieren dort pro Tag.“ Ich und die anderen Freiwilligen hatten eben diese ganzen Statistiken und Bilder im Kopf gehabt. Auch unsere Betreuerin hat uns gesagt, dass wir vorsichtig sein wollten, da wir ja in einem Township, das eine hohe Vergewaltigungsrate hat, wohnen. Wir sind also am ersten Tag zu elft auf der Straße umhergeschlichen, ich glaube man hat die Angst in unseren Augen gesehen. So im Nachhinein ist das ganze schon super peinlich. Wir haben die Umgebung zu elft erkundet, haben uns aneinander geklammert. Es war der totale Kindergarten! Das hat sich dann alles nach ein paar Tagen aufgelöst, und man hat sich langsam vorgetastet und Grenzen aufgespürt.
Wie war denn die erste Begegnung mit deiner Gastmutter in Kenia? Wie hat sie auf dich reagiert? Neugierig, freundlich, interessiert oder war sie eher kühl?
- Nein, die war total freundlich und herzlich, auch zu Begrüßung. Sie hat mir alles im Haus gezeigt. Klar, war da eine Distanz, die hat sich aber in den darauffolgenden Tagen abgebaut. Da meine Hausmutter sehr christlich war, und sie mitbekommen hatte, dass ich auch getauft bin, hatte ich anfangs bei ihr einen guten Status. Sie hat mich nach dem dritten Tag dann gefragt, ob ich schonmal Sex vor der Ehe hatte.
Wie haben die Leute auf der Straße oder in Bars oder in einem Praktikum auf die reagiert? Wie sind die Kenianer so? Sind sie dir gegenüber immer freundlich gewesen, war da eine Distanz, mussten die dich erstmal beschnuppern, evtl. auch wegen deiner Hautfarbe?
- Ich hatte eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Mir ist aufgefallen, dass es in Nairobi wesentlich weniger Weiße gibt, als in Südafrika. Dadurch habe ich mich aber sicherer gefühlt. Man konnte einfach durch die Straße laufen, und ich hatte, nicht wie in Südafrika, das Gefühl, ich müsste mich dafür, dass ich weiß bin, rechtfertigen. Vielleicht lag das aber auch an meiner eigenen Einstellung, und an der Erfahrung, dass ich vorher schon eine ähnliche Erfahrung in Kapstadt gemacht habe. Mit der Erfahrung verändert sich eben auch die ganze Sicht, und ich würde nicht sagen, dass die Kenianer offener sind, als die Südafrikaner. Es gibt ja in jedem Land Idioten und total nette Menschen.
Viel es dir schwer auf die Einheimischen in den beiden Ländern zuzugehen?
- In Südafrika war es schwer für mich. Das lag daran, dass relativ viele Deutsche um mich herum waren. Das war natürlich auch gut, so hatte ich nämlich nie Heimweh. Aber ich habe in einem Art Kokon gelebt, unter ganz vielen Deutschen. Deshalb war es unglaublich schwer, mit Einheimischen Kontakt aufzunehmen, oder eine Freundschaft aufzubauen. Außer im Kindergarten mit den Kindern, oder mit den Erzieherinnen, den Mamas, hatte ich keinen Kontakt zu Einheimischen.
Und in Kenia, wo ich ja alleine unterwegs war, war ich auf Kontakte zu Einheimischen angewiesen.Deshalb war ich wohl viel offener, habe Freunde gefunden mit denen ich auch Kaffee trinken war und mit ihnen abends was unternommen habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich viel tiefer in das Land eingetaucht bin als in Südafrika.
Hast du dich den Einheimischen, denen du begegnet bist eher überlegen gefühlt, oder gab es immer eine einvernehmliche Anerkennung des jeweils anderen? Seid ihr euch auf Augenhöhe begegnet, oder hast du den Interaktionspartner nicht als gleichwertig angesehen?
- In Südafrika hatte ich das Gefühl, vielleicht wegen der Apartheit, dass die Kindergartenerzieherin einen ziemlich großen Respekt vor uns hatte. Sie hat uns ständig nach unserer Meinung gefragt, sogar wenn es um die Töne der Farben ging, mit der die Wände im Kindergarten gestrichen werden sollten. Sie richtete sich oft nach uns und unserer Meinung. Das war mir manchmal echt unangenehm. Ich meine, es war ja ihr Kindergarten, sie hatte eine lange Berufserfahrung, und ich hatte keine Ahnung wie sie ihren Kindergarten gestrichen haben wollte.Es war deshalb unangenehm, weil sie immer annahm, dass wir alles besser wüssten als wir, was ja gar nicht stimmt.
Sie hat sich permanent untergeordnet, jedenfalls habe ich das so wahrgenommen. In Kenia war das anders. Da hatte ich dieses Gefühl nicht. Dort war es irgendwie entspannter. Da saß ich in der Redaktion und habe zusammen mit den Einheimischen Witze gemacht, über Schwarze, über Weiße.. es war ein sehr lockerer Umgang. Das war mir sympathisch.
Kann man also sagen, dass zwischen den zwei sich begegnenden Vertretern zwei unterschiedlicher Kulturen eine respektvolle Basis da war?
- Ja, auf jeden Fall. Aber es kommt natürlich immer auf die Einstellung an, mit der man in ein Land geht. Gastfreundschaft ist von vornherein in Kenia sowie in Südafrika vorhanden, und wenn du freundlich auf die Menschen zugehst, sind sie immer herzlich zu dir. Ich denke, das ist sogar Länder unabhängig.
Also war es nicht so, dass dich die Einheimischen anders behandelt haben, weil du kein Einheimischer bist? Vielleicht aufgrund von Vorurteilen?
- Jein. Ich meine es ist ja überall so, dass “weiß sein” in den Köpfen der Menschen automatisch mit Geld verknüpft ist. Wenn du weiß bist, macht es auf die Einheimischen eben den Eindruck, als ob du viel Geld besitzen würdest. Dieses Klischee bekommt man auch sehr schlecht weg. Dass man Student ist, und auch nicht viel Geld hat, kann man den Einheimischen schwer klar machen. Klar, im Vergleich zu ihnen hat ein Student unglaublich viel Geld. Man kann sich die Reise Leisten, die Unterkunft, Verpflegung, das ist schon unglaublich viel Geld, dass man eigentlich hat. Aber im Vergleich mit anderen Deutschen ist man nicht reich!
Wenn man weiß ist, fällt man auf jeden Fall auf. Auf der Straße, in den Diskos... Ich hatte in Kenia das Gefühl, dass mich Frauen dort ziemlich begehrenswert finden. Ich weiß zwar nicht, ob es nur an der Hautfarbe lag, aber das war mein erster Eindruck. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich sie an die Darsteller der amerikanischen Serien erinnerte, die sie sich immer anschauen. Es gibt zwar auch Filmproduktionen in Kenia, Nigeria usw. Aber trotzdem werden sehr viele amerikanische Sachen angeschaut. In denen spielen eben auch ganz viele Weiße mit. So kann ich mir vorstellen, dass das Begehren für die Schauspieler irgendwie auf mich umgeleitet wurde. Vielleicht ist es auch das Begehren eines anderen Lebens...
Haben die Einheimischen Vorurteile gegenüber den Weißen/Europäern?
- Ich habe mich mal mit einem kenianischen Freund unterhalten, den ich gefragt habe, was er von Deutschland kennt. Klar, seine Antwort war zuerst: Hitler, Pünktlichkeit, Autobahn, teure Autos. Aber ich glaube, man bekäme die selben Antworten, wenn man einen Brasilianer fragt, was ihm als erstes zu einem Deutschen einfällt. Ob ich Vorurteile gegenüber den Einheimischen hatte? Ich denke, man ist nie frei von Vorurteilen. Ich hatte natürlich welche, als ich in Südafrika ankam, ein paar davon habe ich auch immer noch. Sie haben sich wahrscheinlich nach dem Aufenthalt verändert. Aber ganz weg sind sie bestimmt nicht. Wirklich konkrete Vorurteile wie “Alle Schwarzen sind..” habe ich mir aber verboten. Es gibt eben immer die selben Vorurteile gegenüber Afrika, die aus irgendwelchen Statistiken über die Kriminalitätsraten oder Vergewaltigungen entstehen. Das stimmt natürlich schon. Aber es ist eben ein Vorurteil, dass man zwangsläufig mit diesen Dingen in Kontakt kommt, wenn man sich in Afrika aufhält.
Die europäische und südafrikanische/kenianische Kultur und die Bräuche sind sehr verschieden. Kamst du im Alltagsleben mit den dort herrschenden Bräuchen, Religion oder kulturellen Riten in Kontakt?
- Auf jeden Fall. Kommt man ja automatisch. Wenn man das nicht vor hat, könnte man theoretisch ja auch in Deutschland bleiben. Ich habe zum Beispiel durch meine Gastmutter mitbekommen, wie gläubig dort manche Menschen sein können. Sie war sehr gläubig, und war Mitglied in einer freien Kirche. Sie hat mich eines Tages überredet mitzugehen. Für mich war klar, dass ich mitgehen wollte, ich wollte einmal reinschnuppern, in ihre religiöse Welt. Ich denke, das war das erste mal, nach meiner Konfirmation, dass ich wieder in der Kirche war. Ich bin Sonntag morgens um 6 aufgestanden, um mit meiner Hausmutter zum Gottesdienst zu fahren, der fünf Stunden lang ging. Um 7 stand ich also, umringt von schwarzen, auf einer Tribüne und blickte auf eine Bühne, auf der zuerst einige Frauen auftraten, die Mikrofone in der Hand hielten, in die sie seltsam reingeschrieben haben. Ich war ziemlich überfordert, und fragte mich, wieso sie, zum Teufel, so in ihre Mikrofone brüllten. Und plötzlich sind sie auf den Boden gekippt und haben seltsame Anfälle bekommen, die sehr epileptisch aussahen. Gott hatte sie nämlich geküsst, was sie in ihrem ganzen Körper gespürt haben. Irgendwann kam dann der „Miracle Healer“, der die Leute von Aids und von Blindheit geheilt. Lahme konnten plötzlich wieder laufen. Ich war zwischen der Menge wie ein kunterbunter Hund, da ich ja der einzige Weiße war. Ich bin dem „Miracle Healer“ auch aufgefallen. Der hat mich dann vorgestellt, und ich durfte seine Hand schütteln. Das war war wirklich krasses, denn ich hatte das Gefühl, dass die 3000 anwesenden Leute total hinters Licht geführt wurden. Die mussten natürlich auch Geld spenden. Das war dann hart an der Grenze, und ich dachte, dass das auf jeden Fall eine Sekte sein müsste. So etwas würde es bestimmt auch in Europa geben, aber so krass dann wohl doch nicht. Diese Gemeinde kann natürlich nicht als exemplarisch für ganz Kenia gelten, sie hat ja nur um die 3000 Mitglieder. Das wäre so, wie wenn ich von einer kleinen Sekte in Deutschland oder anderswo rede. Ich war auch in sechs anderen Kirchen, da war es ganz anders. Anders als die sektenartige Kirche meiner Hausmutter, aber auch anders als die Kirchen hier bei uns. Es wird viel mehr gesungen und getanzt. Insgesamt hat man während dem Gottesdienst viel mehr Spaß. Ich gebe auch zu, ich nehme den „Miracle Healer“ und diese ganze Show nicht besonders ernst, trotzdem versuche ich die Menschen zu respektieren, die an so etwas glauben. Leider gelingt das nicht immer. Ich habe mich am Ende dann auch nicht im Guten von meiner Gastmutter getrennt, da wir viele verschiedene Ansichten, vor allem was die Religion betrifft hatten. Wir haben uns ziemlich oft gestritten, dabei war der Glaube immer das Hauptthema.
Wie waren denn die kulinarischen Gewohnheiten der Kenianer/Südafrikaner?
-Die Südafrikaner essen oft mit der Hand, das Essen war sehr lecker. Ich hab alles probiert, auch die Dinge, die ich nicht kannte. Das Sprichwort „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ , finde ich dämlich. Es gibt auf jeden Fall große Unterschiede zur deutschen Küche. Knödel gab es zum Beispiel nicht.
Wie gehen die dort Menschen miteinander um? Sind sie herzlicher und offener als die deutschen? Hast du dich versucht anzupassen, oder hast du dich an deinen deutschen Gewohnheiten festgekrallt?
- Den Deutschen wird ja nach gesagt, dass sie relativ kalt sind bei der Begrüßung und generell wenig herzlich. Das fand ich anfangs schon ziemlich krass: jedem dem man dort begegnet ist, war so herzlich! Vielleicht war das auch nur oberflächlich, ich weiß es nicht. Da gab es natürlich von Mensch zu Mensch auch Unterschiede. Vielleicht war es auch bedingt durch die Sprache. Wenn man eine andere Sprache spricht, hat man vielleicht auch eine andere Umgangsform, die man in Deutschland nicht an den Tag legt?!
Hast du schon Situationen erlebt, in denen es zu Missverständnissen kam zum Beispiel durch falsch interpretierte Gesten/ Sprachbarriere?
- Es gibt schon ein paar Gesten, die in Südafrika etwas ganz anderes bedeuten als hier. Eine von den Gesten würde hier in Deutschland „mit jemandem schlafen“ bedeuten, dort bedeutet es jedoch „voll mit Menschen“. Solche Gesten neu zu interpretieren lernt man jedoch nach ein paar Wochen. Das ist kein Problem.
Hast du andere weiße Europäer getroffen, die eine andere Einstellung zur afrikanischen Kultur hatten als du? Welche die die Kultur vor Ort nicht anerkannt haben, und sich dagegen gesträubt haben?
- Also in Kenia nicht. Da habe ich wenige Europäer getroffen. In Südafrika war ich ja mit 30 anderen Freiwilligen zusammen. Da gab es schon Leute, die sich wenig für die südafrikanische Kultur interessiert haben, und auch eher eine arrogante und ignorante Einstellung hatten. Da gab es welche, die die Sprache nicht lernen wollten, da sie keinen Sinn darin gesehen haben, und sich nicht vorstellen konnten, die Sprache später gebrauchen zu können. Um seine Arbeit im Kindergarten gut zu machen braucht man eben nur rudimentäre Sprachkenntnisse. Sei es einfach nur: „Musst du aufs Klo?“, „Wie geht’s dir?“ oder „Räum auf!“. Und das lernen der Basics zu verweigern, fand ich schon ein wenig arrogant.
Du hast also versucht die Sprache zu lernen?
- Ja, aber mit mäßigem Erfolg. Also ich war ein Jahr lang im Sprachkurs, aber ich habe im Endeffekt keine Glanzleistung vollbracht.
Wie erwirbt man sich in Kenia oder Südafrika Respekt? Wie musst du dich verhalten, dass die Einheimischen dich zwischen ihnen respektieren?
- Ich glaube, das ist eigentlich wie in jedem anderen Land auch. Also wenn du jemand anderem respektvoll begegnest, begegnen sie dir auch mit Respekt. Ich habe mich nie gefragt, welche Einstellung ich an den Tag legen muss, um Respekt zu bekommen. Ich habe eher manchmal zu viel Respekt bekommen, zum Beispiel von der einen Erzieherin. Bei den Kindern war es dann schon etwas schwieriger respektiert zu werden, aber das sind ja Kinder. Es hat sich dann mit der Zeit gegeben, als ich dann die Sprache einigermaßen beherrscht habe. Da haben sie gemerkt, dass man ihnen Respekt und Herzlichkeit entgegenbringst, und haben dich dann im Gegenzug respektiert.
Nochmal zurück: Ich würde gerne nochmal auf den Konflikt mit deiner Gastmutter in Kenia eingehen. Es war so, dass ihr verschiedene religiöse Ansichten hattet, und es zum Konflikt kam. Anfangs hatte sie deine Sicht noch respektiert, und hat dich liebend gerne aufgenommen,weil sie ja wusste, dass du auch getauft bist. Aber wie kam es dann dazu, dass sich ein Konflikt ergeben hat, der sich immer weiter zugespitzt hat?
- Ich habe ehrlich gesagt ihre Einstellung nicht toleriert. Am Anfang war ich relativ brav und habe mich vorgetastet. Ich wollte wissen, wie sie so tickt und mit der Zeit kamen Gespräche über Themen auf, zu denen sie eine krasse Einstellung hatte. Zum Beispiel behauptete sie, dass man, wenn man nicht dem Christentum angehört, in die Hölle komme. Da habe ich dann nachgehakt, und wollte wissen, wie sie dazu kommt, so etwas zu glauben. Sie hatte keinen Respekt vor Menschen, die einen anderen Glauben als den ihren hatten. Das fand ich sehr schade. Ich habe sie dann auch gefragt, wie sie sich die Hölle und den Himmel vorstellt. Den Himmel stellte sie sich wie einen ewigen Gottesdienst, ganz nach an Gott vor, und die Hölle voller verruchter Partys und Stripclubs. Da dachte ich dann „Hui die Hölle klingt ja ganz schön gut.“ Da hat sie schon sehr eindimensional und beschränkt gedacht. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich dachte, dass sie endlich mal damit aufhören könnte, so fanatisch zu sein. Wobei man sagen muss, dass ihr Glaube ein spezieller ist, und ihr Verhalten nicht exemplarisch für alle Kenianer gelten kann. Einmal stand die Frage im Raum, was passieren würde, wenn ein Kind stirbt, das im Urwald aufgewachsen ist, und keinerlei Kontakt zum christlichen Glauben hatte. Kommt es in den Himmel oder in die Hölle. Meine Gastmutter meinte, dass das Kind in die Hölle komme, obwohl es ja nichts dafür kann so aufgewachsen zu sein. Sie begründete das damit, dass Gott immer seinen Weg zu einem guten Menschen finden würde. Am Flughafen in Kenia bin ich übrigens auf auf zwei Missionare getroffen, die mich missionieren wollten. Somit bin ich auf mehrere Menschen getroffen, die mich von ihrem Glauben überzeugen wollten. Mir ist aufgefallen, dass es in Kenia auf jeden Fall mehr Menschen gibt mit einem stärkeren Glauben, welchem auch immer, als hier in Deutschland.
