Mittwoch, 26. Dezember 2012

Der "anerkennende Respekt"

Jeder sehnt sich danach, respektvoll behandelt zu werden. Wird man es nicht, ist man verletzt, fühlt sich eventuell persönlich, in seinem Wesen angegriffen. Werden seinen Ideen, Moralvorstellungen, Ansichten, oder seinem Sein selbst zu wenig oder gar keine Wertschätzung entgegengebracht, fällt die einzigartige, goldene Autonomie und die unverzichtbare, wohltuende Würde zu Boden, und beide leiden, sich unter Schmerzen windend. Es sollte eine grundlegende, Mitmenschen achtende Haltung des einzelnen, als eindeutige Maxime für ein gutes Zusammenleben geben. Dabei sollte es egal sein, woher der Interaktionspartner kommt, wie er aussieht, und welcher Religion er angehört. Die Achtung des anderen bedeutet, des Menschens Würde anzuerkennen.

Die Begegnung mit anderen wird schwerer, je mehr man mit sich selbst beschäftigt ist, und einen Tunnelblick bekommt, der den würdevollen Umgang mit den Mitmenschen erschwert. Die Gesten des respektvollen Umgangs werden nicht wahrgenommen. Respekt sei, nach Hartwig Hansen eine aktive Grundhaltung gegenüber anderen, bei der man auf die Gesten und Handlungen anderer eingeht, reagiert und Feedback gibt.1 Diese aktive Grundhaltung, wäre genauso, und vor Allem dann löblich, wenn man in fremde Länder reist.

Die Vorstellungen von respektvollem Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen variiert jedoch von Kultur zu Kultur. Vor allem auf Reisen kann es passieren, dass durch kulturelle Unterschiede bedingte, respektvolle Verhaltensweisen einen unbeabsichtigten Anschein von Respektlosigkeit erwecken. Jedoch bin ich der Meinung, und diese vertreten auch ein Haufen anderer Gereister, dass echte Freundlichkeit und echtes Interesse am Mitmenschen wohl von anderen verstanden wird. Ganz unabhängig von der Kultur. Die Menschen spüren, ob man ihnen Respekt entgegenbringt, oder nicht. Der Respekt und die Freundlichkeit überträgt sich dann im besten Fall auf den, einer fremden Kultur angehörigen, und kommt zu einem zurück. Natürlich gibt es in unserer heute so globalisierten Welt auch Reiseführer, die den Reisenden erklären, wie sie sich in der entsprechenden Kultur respektvoll verhalten, um sich nicht aufgrund von Ignoranz Feinde zu machen.

Richard Sennett, der mit Jugendlichen in einem Slum in Chicago gearbeitet hat, bekundet: „Wenn man anerkennt, dass man nicht alles am anderen verstehen kann erhält die Beziehung einen Moment der Achtung und Gleichheit“ 2 Diesen Respekt, den sich nicht nur der Sozialarbeiter und der Jugendliche entgegenbringen müssen, sondern auch der Reisende und der Einheimische, nennt Stephen L. Darwall den „horizontalen“ , „anerkennenden Respekt“. Diese Form des Respekts ist bedingungslos, was soviel bedeutet, wie dass sich das Gegenüber diesen Respekt nicht durch besondere Leistungen erarbeiten muss. Dagegen ist der „vertikale Respekt“ eine Form von Respekt, der durch besonderes Verhalten und individuellen Taten hervorgebracht wird. Der „horizontale Respekt“ ist dabei die Basis des „vertikalen Respekts“ und bedingt diesen. Das Gegenüber wird als autonomer Mensch respektiert, was die Selbsteinsicht erfordert. Der „anerkennende Respekt“ kann weder vorgetäuscht, noch dessen Vortäuschung trainiert werden. 3

Gewöhnlich sollte also die Einstellung eines jeden Reisenden, wie auch im 3. Eintrag erwähnt, sein, auf die Bewohner und deren Gebräuche, Gepflogenheiten und Kultur Rücksicht zu nehmen. Also jedem noch so fremden, vielleicht auch äußerlich ungewohnt erscheinendem Menschen, „anerkennenden Respekt“ entgegenzubringen.

Dieser „anerkennende Respekt“ den Einheimischen gegenüber wird jedoch auf einigen Reisen nicht als notwendig empfunden, besonders, wenn es um wirtschaftliche und finanzielle Interessen geht. So war von diesem gegenseitigem, eigentlich basalem Respekt in den Afrikaforschungsreisen, die als ein Projekt im Wettlauf um Afrika unter Leopold II von Belgien nach einer geographischen Konferenz in Brüssel 1876 initiiert wurden, wenig zu spüren. In Johannes Fabians Werk „Im Tropenfieber“ geht es unter anderem genau darum. Die Forschungsreisenden, hier am Beispiel des Forschers Jérôme Becker, sahen keine Möglichkeit, den einheimischen Afrikanern mit Anerkennung gegenüberzutreten, da dies ihre eigene Autorität untergraben würde, und „mit der Mission des Europäers als Abgesandten einer höheren Rasse unvereinbar wäre.“ 4 Unter der Forschenden herrschten Vorurteile, Rassismus, und das „zwanghafte Bedürfnis ihre Überlegenheit zu wahren.“ 5
Die Afrikaforschung, die die Gründung des Kongo-Freistaates vorbereitete, wurde tatkräftig durch die Kolonialpropaganda unterstützt. Diese tarnte das Projekt für die Öffentlichkeit als Maßnahme gegen Sklavenhandel. Jedoch war das eigentliche Ziel der Afrikaforschung, kulturelle und wirtschaftliche Konkurrenten der Europäer aus bestimmten Gebieten Afrikas zu verdrängen, Verkehrswege zu erfassen, Naturschätze ausfindig zu machen, kommerzielle Möglichkeiten zu testen, und Territorien zu kolonialisieren. Die Forscher, die aus diesen Gründen nach Afrika reisten, mussten für sich selbst einen Weg finden, den Imperialismus mit der Wissenschaft, die sie vertraten, moralisch zu vereinbaren. Es ist nachvollziehbar, dass dieser Versuch bei ihnen Symptome des Wahnsinns hervorrief. 6







1 Hartwig Hansen: Respekt- Der Schlüssel zur Partnerschaft. Klett-Cotta, 2008.
2 Richard Sennett: Respekt in Zeiten der Ungleichheit, Berlin Verlag, 2004.
3 Stephen L. Darwall: two kinds of respect. In: Ethics Heft 88 (1), 1977, S. 36-49.
4 Johannes Fabian, Im Tropenfieber, 2001, S.305.
5 ebd. S. 305.
6 ebd. S. 31 ff.

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