Samstag, 27. Oktober 2012

Erster Eintrag. schemenhaft.

Da sitze ich doch tatsächlich am Dienstag Morgen in diesem Seminar! In diesem Seminar, dass ich mir "nur mal anschauen" wollte, von dem ich mir sicher war, es würde sich hinter anderen verkrümeln und still und heimlich in die Rubrik " zweite Wahl" rutschen. Dieser kleine, völlig stickige und überfüllte Seminarraum macht mich schläfrig. Ich konzentriere mich, höre mir alles mit mildem Interesse an, hoffe nicht aufgerufen zu werden, und über das Besondere meiner Motivation für den Seminarbesuch fantasieren zu müssen. Wider Erwarten kriecht das Thema des Seminars durch mein Bewusstsein, ringelt sich, bringt etwas in Gang. Ich denke nach, frage mich, wie groß dieses Themengebiet wirklich ist: "Behandeln und Behandelt werden". Das kling weitläufig, ominös, schleierhaft. Eigentlich kann ich recht wenig mit dem Titel anfangen, und während das Programm vorgestellt wird, geben die einen und anderen schon ihren weisen Senf zu einer gewissen "ANT" ab. "Was ist ANT ?", frage ich meine Banknachbarin. Sie zuckt mit den Achseln. Wenigstens bin ich nicht allein unwissend, und vergesse somit das kleine nagende schlechte Gewissen, das mir vorwirft, in den Semesterferien nicht nach Informationen zu "ANT" gejagt zu haben. Nach dem Seminar stelle ich fest, dass mich das Blogschreiben reizen würde; nicht weil man jede Woche Beiträge verfassen soll, sondern weil man seinen Gedanken mehr oder Weniger freien Lauf lassen kann. Existiert denn ein wissenschaftlicher Anspruch?

Später informiere ich mich über die Akteur-Netzwerk-Theorie von Latour; das Ganze klingt nicht so simpel. Wenn ich diese Theorie knapp für mich selbst runterbrechen müsste, würde ich sie so beschreiben:

Die Theorie, die eher eine Methode ist, appelliert an Soziologen, Anthropologen und Historiker, indem sie Kritik an Begriffen wie "Gesellschaft" und "Kollektiv" übt. Sie warnt davor, nur Menschen als aktive Akteure im sozialen Netzwerk der "Gesellschaft" zu sehen.
Die ANT besagt, dass Dinge, sowie Zeichen und Personen Akteure sein können.
Der Mensch ist also nicht der alleinig Handelnde, von dem ein nichtmenschlicher Gegenstand gebraucht wird, sondern beide Komponenten(Mensch und Ding), sind Akteure, die in der Symbiose ein Akteurskollektiv bilden. Beide Akteure haben ursprünglich verschiedene Ziele, die sich jedoch überlagern und zu einem neuen, gemeinsamen Ziel transformieren. Der neu entstandene Hybrid kann nach Latour auch als verschachtelte Blackbox bezeichnet werden, dessen Elemente aus langen Handlungsketten hervorgehen. Wir werden auf die einzelne Akteure im Hybrid erst im Moment der Krise aufmerksam.
Als Beispiel kann man hier den Tageslichtprojektor nennen, den wir als Ganzes empfinden, dessen einzelne Teile jedoch aus unzählbaren Handlungsketten hervorgegangen sind. Doch erst, wenn er nicht mehr funktioniert, wird man sich bewusst, dass er ein Hybrid unterschiedlichster kleiner Akteure ist.

Die Theorie impliziert, dass verschiedene Gesellschaften nicht von der Technik getrennt betrachtet werden können, sondern, dass gesellschaftliche Fortschritte und Veränderungen eng mit den technischen verbunden sind und eine Wechselbeziehung unterhalten. Also soll die Grenze zwischen Natur und Gesellschaft aufgehoben werden, was zur Folge hat, dass im gesamten Netzwerk/ Interaktionsraum wechselseitige Beziehungen zwischen Natur, Technik, menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren herrschen.

Ob ich das korrekt verstanden habe? Wahrscheinlich ist mein Verständnis jetzt nur eine wage Ahnung von der eigentlichen Bedeutung der Theorie. Jedoch hat mich der rohe Gedanke daran, dass nichtmenschliche Dinge als Akteure betrachtet werden, mitgerissen.

Meine Welt, ist meine eigene, individuell geschaffene Welt. In meiner Welt bin ich die einzig Handelnde. Ich entwerfe mein Leben, bestimme meinen Alltag, suche mir Freunde, Wohnung und Jobs. Kein Gegenstand hat das Recht, oder die Macht, in meinem Leben zum Akteur zu werden, und mich, die aktiv handelnde Person zu beeinflussen. Das denke ich (noch). Was und wie ist aber überhaupt meine Welt? Meine Welt ist doch eine sehr subjektive Welt. Ich nehme nur Dinge wahr, die als selektierte Unterschiede von unendlich vielen Unterschieden in mein System (Ich und Umwelt) aufgenommen wurden (Gregory Batesons Theorie kommt mir in den Sinn). In meiner subjektiven Welt bin ich ich, doch meine Umwelt gehört zu mir- wir bilden ein System. Daraus folgt erstens, dass die Grenze zwischen mir und meiner Umwelt fließend und nicht definierbar ist, und zweitens, dass die Umwelt (und somit auch nichtmenschliche Dinge) mich und meine subjektive Welt sehr wohl beeinflusst. Und vielleicht bin ich so sehr damit beschäftigt, die für mich relevanten Unterschiede aus den Unterschieden um mich herum rauszufiltern, dass ich darüber vergesse, wie sehr ich beeinflusst werde von äußeren Umständen und dabei gelähmt zuschaue? Bestimme ich also ganz autonom mein Leben? Bin ich der einzige Verantwortliche über meine individuelle Zukunft? Oder bin ich ein passiver Voyeur meines voranschreitenden Lebens? Ich werde darüber nachdenken.

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